220 Kreuzberger Kinder bald ohne Betreuung ?
Leere
Klassen und Baumängel: Zwölf Kitas und Schülerläden desVerbandes Kreuzberger
Kinder- und Jugendprojekte e.V. in SO 36 droht die baldige Schließung
/ Unvorstellbare Armut in Kreuzberg /Finanzsituation soll jetzt im Abgeordnetenhaus
beraten werden Die baldige Schließung droht den zwölf Kitas undSchülerläden
des VerbandsKreuzberger Kinder- und Jugendprojekte e.V. in SO 36. Wegen
der unzumutbarenfinanziellen Bedingungen und dem schlechten baulichen
Zustand vieler Lädensehen sich die MitarbeiterInnen außerstande, die
Arbeit über 1988 hinaus fortzusetzen.
Der
Verband bekommt nur 56 Prozent der benötigten Mittel, da die Läden nach
dem Modell der Eltern-Initiativ-Kitas finanziert werden. Aber weder
die Eltern der meist aus sozial schwachen Familien stammenden Kindern
noch der Verband selbst sind imstande, die bei EI-Kitas üblich Eigenbeteiligung
von Schmalz-Jacobsen 44 Prozent zu zahlen. Die Hoffnung, daß die Jugendsenatorin
die 44 Prozent ab August zuschieße, habe sich zerschlagen, erklärte
der Verband gestern. 220 deutsche und ausländische Kinder zwischen zwei
und zwölf Jahren werden von ebenfalls zweisprachigen ErzieherInnen betreut.
Diese 220 Plätze sind viel für Kreuzberg bei einer Warteliste von 2.700
Kindern, erklärte Kreuzbergs Jugendstadtrat König (SPD), der den Verband
unterstützt. Die Kinder aus armen und oft kinderreichen Familien können
hier in Ruhe Hausaufgaben machen, lernen kochen und einkaufen, sie organisieren
ihr Zusammenleben selbst. Fiele diese Betreuung weg, dann könnten die
Kinder die Hausaufgaben, wenn überhaupt, nur zu Hause am Küchentisch
machen, ist vom Rektor der nahegelegenen Kurt -Held-Grundschule zu erfahren.
Nicht zuletzt aus diesem Grund bekämen auch nur rund 50 Prozent seiner
Schüler eine Empfehlung für das Gymnasium. In Kreuzberg gibt es unvorstellbare
Armut, erklärte Rektor Haase. Kinder laufen im Winter mit Sandalen herum
und kommen hungrig in die Schule.
Gerne
würden die Läden des Verbandes deshalb ein Frühstück anbieten, aber
das ist finanziell nicht drin mit 22,90 Mark pro Tag und Kind, aus denen
Miete und Erziehergehälter wie Sachkosten bezahlt werden müssen. Den
finanziellen Bedarf sieht auch die Senatsjugendverwaltung. In Gesprächen
wurde dem Verband zugesagt, sich darum zu bemühen, daß die Defizite
aus der sogenannten Fehlbedarfsfinanzierung gedeckt würden. Dies scheiterte
am Finanzsenator. Da gibt es nichts zu beschönigen, wir haben das Geld
nicht bekommen, erklärte der Sprecher der Jugendverwaltung, Legner.
Die Senatorin werde versuchen, die Finanzierung im Abgeordnetenhaus
durchzusetzen. Allerdings könne man eine halbe Million für die bauliche
Sanierung der Läden noch dieses Jahr zur Verfügung stellen. Daß Frau
Schmalz-Jacobsen sich generell dem Finanzsenator gegenüber nicht durchsetzen
könne, erklärte Hans-Jürgen Kuhn für die AL. So sei jugendverwaltungsintern
ein Fehlbedarf auch für die Eltern -Initiativ-Kitas von 7,2 Millionen
pro Jahr errechnet worden, das Geld werde aber in absehbarer Zeit nicht
zur Verfügung gestellt esch